8:30 Uhr – Polizei, Militär & Fernsehen in unserer Wohnung

20. September 2007

Nachdem wir lange nichts von unseren Freunden in blauen, grünen, weißen, grauen, usw. Uniformen gehört hatten, empfingen uns heute morgen als wir in die Uni radeln wollten vor unserem Haus schätzungsweise 30 Personen in verschiedensten Uniformen. (Spektakuläre Bilder findet ihr hier: Polizei in unserer Wohnung).
Gleich zur Entwarnung: Macht euch keine Sorgen, denn das Ganze wird ‚mal wieder viel heißer gekocht als es gegessen wird! Wir dürfen nun scheinbar weiterhin zu viert in unserer Wohnung bleiben. Aber den Aufmarsch dieser uniformierten Menschenmassen in unserer Wohnung möchte ich euch nicht vorenthalten:
Nachdem wir uns erstmal auf blöd stellten und „nichts verstanden“, konnten wir mit einer geschickten 4er Abwehrkette die Polizei vor unserem Haus in Schach halten bis unser Vermieter antanzte. Zunächst wollte die Polizei die Wand zu Ralfs Zimmer von den mitgebrachten Handwerkern einreißen lassen („Die Mauer muss weg“). Unser Vermieter überzeugte den aggressiven Polizeioberhans schließlich davon, dass es ausreiche Ralfs Tür zu entfernen. In unserer Wohnung angekommen, wurde diese kurz und schmerzlos mit einem Brecheisen von zwei Arbeitern herausgerissen und ins Polizeirevier zur Inspektion gebracht.
Die Schar an Polizisten blieb jedoch noch eine Weile in unserem Luxus- Appartement um die westliche Sauberkeit zu bewundern, Fotos zu schießen und um einige Interviews zu geben. Wir hatten die „Ehre“ CCTV, den größten chinesischen (Staats-)Fernsehsender in unserer Wohnung zu begrüßen. Genauestens filmte man unsere Wohnung inkl. Küche, Bad, etc. In den abendlichen Nachrichten konnten wir uns allerdings nicht wieder finden.

Am Ende dieser Aktion waren wir dann doch alle (bis auf Ralf, der seine geliebte Tür verloren hatte) sehr froh über den (vorläufigen) Ausgang unserer „Polizei-Wohnungs-Geschichte“, da wir nun hier wohnen bleiben dürfen. Die Tür wird vsl. diese Woche durch eine Glas-Schiebetür ersetzt.

Den Sinn der Aktion verstehen wir allerdings nicht, da unsere Wohnung weiterhin ein 4-Zimmer-Appartment bleibt und wir somit alle wohnen bleiben können und auch dürfen.
Vielleicht war unsere Wohnung ja zu westlich und nicht ausreichend nach Feng Shui eingerichtet, sodass ein vorübergehender Wünschelrutengänger feststellte, dass das Yin und Yang von Room 1001 nicht im Gleichgewicht ist! Dieser Missstand wurde nun glücklicherweise beseitigt, sodass wir alle wieder gesund einschlafen können! 🙂

Taifun „Wipha“ erster Wirbelsturm in Shanghai seit 10 Jahren! ;-(

18. September 2007

Auf dem Heimweg von unserem Sprachkurs durften wir heute Zeugen des wohl heftigsten Regens werden, den wir je gesehen und gespürt haben! Straßen verwandelten sich in Bäche und Max Hose wurde durchsichtig, da er leider zu groß war für das chinesische Regencape.
Bei dem Unwetter handelte es sich aber erst um die Ausläufer des herannahenden Taifuns „Wipha“. Das Zentrum des Wirbelsturms wird diesmal erstmalig seit 10 Jahren direkt über Shanghai hinwegfegen. Daher werden bereits 200.000 Menschen evakuiert:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,506304,00.html

Entfernungen in Shanghai – mein Weg zur Uni

18. September 2007

Obwohl wir auf der Landkarte direkt bei unserer Uni bzw. an der nächstgelegenen U-Bahn-Haltestelle wohnen, ist es noch lange kein Spaziergang bis zur SJTU (Uni).
Ca. 300m von unserem Compound bzw. von unserer Haustür entfernt, begebe ich mich durch Eingang 2 in eines der beiden Zwischengeschosse der U-Bahn-Station „Xujiahui“. Dort laufe ich zehn Minuten in flottem Tempo und zusammen mit 10.000 Chinesen an unzähligen Shops vorbei bis ich in einem der angrenzenden Einkaufszentren durch Ausgang 12 wieder das Tageslicht erblicken darf. Ich bin nun mitten am Einkaufsparadies Xujiahuis gelandet. Wir nennen diesen Platz aufgrund seiner zahlreichen Werbewände und seiner „Twin Towers“ liebevoll unseren „Times Square“. Xujiahui scheint ein Mekka für Elektronikbegeisterte (solche soll es ja durchaus geben 🙂 zu sein. Zumindest laufen einem hier täglich massenhaft Menschen mit neuen Notebooks im Gepäck über den Weg.
Wenn ich mir meinen Weg durch die Menschenmassen in der U-Bahn erkämpft habe, muss ich nach Exit 12 noch 10 Minuten laufen bis ich am ach so tollen Eingangstor der SJTU stehe. Bis ich in die Tiefen der Unterrichtsräume vorgedrungen bin, vergehen weitere 10 Minuten. Sollte ich gar einmal BWL-Kurse besuchen wollen, so führt meine Reise quer durch den SJTU Campus und weitere zwei Kilometer in Richtung Westen zum Antai College of Economics and Management.

Die U-Bahn-Haltestelle Xujiahui hat insgesamt 14 Ausgänge, von denen jeder einzelne Ausgang nochmals drei bis fünf kleinere Ausgänge besitzt. Um die Verhältnisse zu veranschaulichen, würde ich sagen, dass der Stachus flächenmäßig 3-4mal Platz finden würde in der „Unterwelt“ Xujiahuis! Natürlich gibt es auch noch größere U-Bahn-Stationen in Shanghai: Am Peoples Square oder am Bahnhof kann das unterirdische Umsteigen von einer U-Bahn-Linie in die andere schon mal 10-15 Minuten in Anspruch nehmen! Dafür ist in der Haltestelle für das leibliche Wohl – wie überall – bestens gesorgt! In den Katakomben des Shanghaier Bahnhofs könnte sich der Stachus wohl 8-10mal verstecken! 🙂 That’s China!

Chinesisches Damen-Fahrrad Nummer 2 am Start!

16. September 2007

Nachdem die Qualität meines ersten fahrbaren Untersatzes zu wünschen übrig lies, entschieden sich Jan und ich diesmal für die stabilere und um einiges coolere chinesische Variante! Für je 30 Euro haben wir uns zwei nostalgische China-Fahrräder in einer absoluten Bruchbude gekauft.
Nun hoffen wir, dass die 4 Mio. Fahrraddiebe, die sich verlässlichen Schätzungen zufolge in China herumtreiben, unsere beiden Lieblinge verschonen werden!

Deutschland – England 0:0 *gähhhn*

15. September 2007

Nachdem wir Alex Top-Kartenangebot zu Beginn der Woche abgelehnt hatten, mussten wir uns heute vor dem ausverkauften Stadion selbst um Eintrittkarten für das Frauen-Fußball-WM Spiel zwischen Deutschland und England kümmern. Als wir trotz Zhis unermüdlichen Verhandlungskünsten einfach keine Plätze nebeneinander bekommen sollten, schenkte mir irgendjemand eine Sitzplatzkarte in Reihe 14 (super nah am Spielfeld) – ab der 35. Minute waren wir dann im Stadion! 🙂 5 Minuten nach der Halbzeitpause fiel dann auch dem Jan auf, dass Deutschland heute in den roten Trikots aufläuft! Gratulation hierzu!
Da wir mit unseren Deutschland- und Bayernfahnen mitten in einer Horde von chinesischen Schulkindern saßen, wurden wir vermutlich weitaus öfters fotografiert als die Akteure auf dem miserablen Rasen!

Fahrrad Nummer 1 nach 20 Stunden bereits geklaut! ;-(

12. September 2007

Tja, Shanghai scheint in jeder Sicht sehr schnelllebig zu sein! Nachdem mein Fahrrad gestern auf dem Heimweg vom Carrefour bereits nach zwei Kilometern den Geist aufgegeben hatte, sperrten wir unsere drei neuen 10€-Räder auf halbem Weg an und fuhren mit der U-Bahn nach Hause.
Als wir unsere Schmuckstücke vorhin abholen wollten, war mein schöner silberner Drahtesel bereits spurlos verschwunden! (Ich wollte das Sch…-Ding ohnehin zum Carrefour zurückbringen.) Naja, eigentlich tut mir der Kerl richtig Leid, der sich die Mühe gemacht hat mein ohnehin bereits kaputtes Fahrrad zu knacken!

Auch im Supermarkt wird „geklaut“! Als wir unseren Einkaufswagen eine Minute unbeobachtet ließen, war dieser und alle unsere noch unbezahlten, jedoch mühselig zusammengesuchten Sachen spurlos verschwunden! Als wir einen neuen Wagen mit den gleichen Sachen beladen hatten und diesen äußerst aufmerksam beobachteten, hat es doch ein Chinese geschafft uns das Müsli herauszuklauen ohne dass wir etwas davon merkten! Dabei stand unser Wagen direkt vor dem betreffenden Müsli-Regal! Aber unser Müsli hatte eben schon einen gewissen German-Style-Bonus! 😉

An der Kreuzung, die ich von meiner Fensterfront (ja, es ist nicht nur ein Fenster) aus sehe, steht nun seit locker 4 Stunden ein Polizeiauto mit Blaulicht! Ich bin gespannt, wann die Batterie leer wird!?

PDAs & Handys für 15€ und Fahrräder für 10€ – Wohnung ade?!?

11. September 2007

Heute machten wir uns erneut auf die Suche nach einem Fahrradmarkt in der Nähe des Bahnhofs. Statt des Fahrradmarktes stießen wir auf einen Elektronikmarkt, auf dem es offensichtlich nur „vom Laster gefallene“ Ware zu kaufen gab! So hätte man hier einen PDA (z.B. MDA Vario 2 oder XDA mini von O2) für günstige 15 Euro erwerben können. IBM Lenovo Notebooks der Spitzenklasse gab es neu bereits für 350 Euro statt der üblichen ca. 3000 Euro im Fachgeschäft.

Danach beschlossen wir, Lukas, Ralf und ich, ein Rad im Carrefour (Supermarkt) zu kaufen. Dort hatten wir Räder für 10 Euro gefunden, die wir alerdings noch in mühseeliger Kleinarbeit 2 Stunden lang „zusammenschrauben“ mussten. In der Dunkelheit machten wir uns dann im dichten Shanghaier Rush-Hour-Verkehr ohne Licht auf den Heimweg. Da ich vergessen hatte meinen Sattel festzuschrauben, schlug mir dieser zweimal an eine sehr unangenehme Stelle *auaaaa*! Auf halben Weg lösten sich dann plötzlich meine Pedale und das Kugellager am Antrieb. Selbst mit der Hilfe eines netten Chinesen und dessen Werkzeurepertoir, konnten wir das Rad nicht mehr reparieren!

Genau in diesem Moment, in dem es eigentlich nicht mehr viel schlimmer hätte kommen können, rief uns Harry, unser vierter Mitbewohner, an und erzählte uns, dass als er heimkam 5 Polizisten und 7 Handwerker vor unserer Wohnung standen und heftigst an die Tür klopften. Da wir uns gestern zu viert bei der Polizei gemeldet hatten und es scheinbar in der Tat verboten ist, als Ausländer in Shanghai zu viert zusammen zu wohnen, wollte die Polizei gleich mal eine der Wände herausreißen, sodass nur noch zwei Personen darin wohnen können! Privateigentum ist in China leider immer noch nicht vollständig geschützt, sodass hier „Bürger-Staat-Verhältnisse“ wie in der ehem. DDR herrschen. Unser Vermieter verhandelt morgen mit der Polizei. Wenn er erfolglos ist, stehen wir wohl auf der Straße. *mau*
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,502688,00.html

Betreuung an der SJTU

11. September 2007

Der Tag heute begann um 8 Uhr, als uns Presslufthämmer und Bohrer in der Wohnung über uns aus dem wohlverdienten Schlaf rissen! Mal sehen wie lange diese Umbaumaßnahmen andauern werden!?

Gestern versprach mir unsere planlose Betreuerin an der SJTU, Mrs. Xueling Liang (Name extra nicht verändert), mir umgehend eine Kursliste bzw. einen Stundenplan zuzumailen. Da ich bis heute nichts erhalten habe und unsere Kurse diese Woche aber bereits laufen, besaß ich die Dreistigkeit und rief sie soeben an.
Erneut wurde mir versichert, dass ich umgehend einen Stundenplan zugemailt bekommen würde. Da ich erneut das Gefühl hatte, dass mch Mrs. Liang aber einfach nicht verstand, erkundigte ich mich nach den heute stattfindenden Kursen. Die überaus gut organisierte und ehrliche Dame am anderen Ende der Leitung, meinte, dass heute Corporate Finance stattfinded. Daraufhin wollte ich noch gerne wissen, wann der Kurs stattfindet!? Es kam die (scheinbar) Standardantwort: „4 o’clock“. Komischerweise beginnen bei Mrs. Liang alle Kurse um 4 Uhr! Als ich nach dem Raum der Vorlesung fragte, meinte Sie: „No, no, no, Corporate Finance not today!“ Nach längeren „Verhandlungen“ gleicher Art, bin ich nun auf dem Informationsstand, dass Corporate Finance am Mittwoch, also morgen, um 10 Uhr beginnt. Nach dem Raum traute ich mich nicht mehr zu fragen.
Mrs. Liang versicherte mir erneut, mir umgehend eine Kursliste zu senden. Als ich fragte, wann „umgehend“ sei, meinte sie „later“. Daraufhin sagte ich ihr ganz klar – zu klar – dass ich die Liste“jetzt“ bräuchte, da ich wissen muss, welche Kurse ich heute und morgen besuchen kann! Mrs. Liang entgegnete: „Okay, goodbye!“ (aufgelegt).
Das Telefonat liegt nun bereits eine Stunde in der Vergangenheit und in meinem E-Mail-Postfach herrscht gähnende Leere!
Man muss dazu sagen, dass insgesamt sowieso nur 6 (ursprünglich waren es 9) Undergraduate- Kurse in englischer Sprache angeboten werden. Somit wäre es echt kein Act mir schnell einen Zeitplan zuzusenden.

Aber bevor ich mich jetzt weiter ärgere, tröse ich mich damit, dass die anderen die gleichen Probleme haben. Zusammen werden wir uns jetzt dann mal das noble Fitnesscenter in unserer Straße vornehmen und einen vernünftigen Gruppenrabatt für’s nächste halbe Jahr aushandeln! 😉

Bye Bye IMBA – Hello Undergraduate-Courses

10. September 2007

Obwohl wir bereits im Mai unsere Kurse von Deutschland aus gewählt und an die SJTU geschickt hatten, wurde uns heute bei der Anmeldung mitgeteilt, dass wir keine Kurse aus dem Programm des „International Master of Business Administration“ (IMBA) belegen können, sondern nur – für uns sinnlose, da im Grundstudium TUM-BWL bereits gehörte – Veranstaltungen des „Undergraduate-Programs“.

Unsere Hoffnungen beruhen nun auf dem „Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg“, an dem wir nach Möglichkeit auch einige Kurse besuchen möchten. Außerdem hoffen wir, dass uns der Intensiv-Sprachkurs mit 3 Stunden am Tag und 5 Tagen pro Woche, der am Montag beginnen soll (wer weiß!?), immerhin eine gewisse intelektuelle Erquickung liefern wird! 🙂

Ausflug zum Peak Tower

24. August 2007

Heute genossen wir die sehr beeindruckende Aussicht über Hong Kong vom Peak Tower aus. Dort haben wir den Hans getroffen – waren uns aber nicht sicher! 🙂 Haben ihn vorsichtshalber nicht angesprochen!